An der Laterne

Zwei Männern geht es reichlich schlecht,
denn sie haben viel gezecht.
Sie torkeln nun mit viel Gebraus
Arm in Arm zu zweit nach Haus.

Zwar verfliegt des Bieres Duft
da draußen an der frischen Lust;
doch die macht auch – wie man versteht –,
dass es beiden schlechter geht.

Ihr Gleichgewichtssinn – das ist dumm –
nimmt wohl den Alkohol recht krumm.
Vom „Gehen“ merkt man keine Spur.
Die beiden torkeln einfach nur

zwischen Bürgersteig und Straße
ohne Sinn für Schritt und Maße.
Doch sie erreichen mit viel Qual
zum Glück noch ‘nen Laternenpfahl.

„Gerettet!“, ruft der erste aus.
„Hey, Kumpel, jetzt sind wir zu Haus.
So ’n Mist!“, grölt laut er ohne Scheu:
„Hab meine Schlüssel nicht dabei!“

Laut fluchend klopft nun dieser Mann
an dem Laternenpfosten an.
Verständnislos der andre schaut,
wie er an die Laterne haut.

Betrunken lallt er: „Lass das, Heiner.
Da oben wohnt ganz sicher keiner.“
Der andre stoppt den Klopp-Verlauf
und schaut ganz schräg nach oben rauf.

Dabei grölt er: „Warum denn nicht?
Bei meiner Alten ist doch Licht!“

 
aus: Immer kommt es anders! (Manfred Gerike)

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